Über 600 Menschen sind zum 16. Berliner jugendFORUM gekommen. Zum ersten Mal in der Geschichte des #jufo waren wir open air, in der Stadt, und haben die Politiker*innen zu uns eingeladen anstatt sie, wie sonst, im Abgeordnetenhaus zu besuchen. Die Resonanz war spitze.

Um 12.00 Uhr ging es los: Idil Baydar alias Deutschlands Integrationsalbtraum Jilet Ayse, die mittlerweile juFO-Fan und -Star gleichermaßen ist, außerdem gebürtige Kreuzbergerin, eröffnete die Veranstaltung mit den Worten: „Ich bin hier, um was zu sagen.“ Ihre Message: „Ich bin gegen Rassismus und alles, was scheiße ist!“. Aber auch Bildungssenatorin Sandra Scheeres und Ralf Wieland, Präsident des Abgeordnetenhauses, kamen zu Wort und begrüßten die Jugendlichen.

Möglichkeiten selbst zu Wort zu kommen, hatten die Besucher*innen vor allem in den sechs Diskussionsrunden, die in den Salons auf dem Rasen rund um den Mariannenplatz von 13.00 bis 16.00 Uhr stattfanden. Initiativen aus der ganzen Stadt und mit den verschiedensten Anliegen haben Wochen im Vorfeld die Gespräche inhaltlich vorbereitet und fleißig eingeladen. Die Themen und Diskussionsteilnehmenden findet man zum nachlesen hier.

Regen Zulauf hatte die Diskussionsrunde „Migrant forever“ mit rund 60 Menschen, die von der Politik Selbstbestimmung statt Fremdbestimmung forderte. Die Gesellschaft, so der Konsens zum Ende hin, hat nicht nur eine Identität. Damit die einsetige Darstellung und Benachteiligung ein Ende findet, braucht es mehr Austausch mit der Politik.

Auch die Diskussionsrunde „Eingebildet?!“ war mit 40 Jugendlichen sehr gut besucht. Diskutiert wurde ein Pflichtfach „Politische Bildung“ ab der 7. Klasse. Dass Bildung wichtig ist, darin waren sich alle einig. Fritz Felgentreu von der SPD und Regina Kittler von DIE LINKE stellten sich den Fragen. Ob bald wieder mehr Geld für Bildung ausgegeben wird, bleibt abzuwarten.

Wir fragten auch „Refugees still welcome?“. Was ist übrig von der emotionalen Parole? Mehr Chancen für Geflüchtete in Berlin – so lautete eine Forderung des #jufo15. Konkret bedeutet das u.a. gleichberechtigten Zugang zu Bildung, bessere Infrastruktur und längerfristige Entlastung der ehrenamtlichen Helfer*innenstrukturen durch die Politik. Dass noch viel getan werden muss, wurde schnell deutlich – nicht zuletzt, weil in der Diskussion und im Publikum Betroffene von ihren Erfahrungen mit den bürokratischen Hürden auf dem Arbeits- und Wohnmarkt erzählten. Es mangele auch gut ausgebildeten Lehrkräften für Willkommensklassen, was wiederum Einfluss auf die Chancen junger Geflüchteter in Punkto Bildung habe.

In der großen Abschlussdiskussion war dann nochmal Gelegenheit die Ergebnisse aus den einzelnen Diskussionen an die Spitzenpolitiker*innen der Wahl zum Abgeordnetenhaus im September weiter zu tragen. Ülker Radziwill (stellvertretende Fraktionsvorsitzende SPD), Danny Freymark (stellvertretender Vorsitzender der Jungen Gruppe CDU), Bettina Jarasch (Spitzenkandidatin BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN), Udo Wolf (Fraktionsvorsitzender DIE LINKE) und Bruno Kramm (Spitzenkandidat Piraten) standen Rede und Antwort. An dieser Stelle noch mal Dank und Applaus an die 12 juFO-Moderator*innen, die hervorragend durch den ganzen Tag geführt haben!

Parallel zu den Diskussionen fand durchgängig ein Bühnenprogramm statt: Themen wie Flucht und Diskriminierung konnte man hier einmal anders erleben, nämlich non-verbal. In Form von Tanz-Performances. Oder sich am Trommeln versuchen. Extra aus Potsdam angereist war eine junge Poetry-Slammerin. Und beim Politiker*innen-Herzblatt haben wir uns verliebt – natürlich rein politisch.

An über 20 Aktionsständen konnte man von 12.00 bis 18.00 Uhr jede Menge selbst ausprobieren: Sprühen, an der Schule der Zukunft bauen, bei einem Cocktail im Liegestuhl Initiativen kennenlernen, mit SINGA gemeinsam träumen oder sich mit dem Europa-Twister von Europa den Kopf verdrehen lassen. Dazu gab es einen Maker Space, wo aus alten Dinge neue gebastelt werden konnten. Im Repair Café wurden kaputte elektronische Geräte wieder fit gemacht und Fahrradschläuche geflickt. Auf dem Rasen hieß es: Manege frei! Der Circus Schatzinsel lud alle zum offenen Training ein. In der Medien-Lounge tummelten sich die Journalist*innen von morgen, twitterten, bloggten und das Hang-Out war ein guter Ort, um einfach mal durchzuatmen, in einer der kostenlosen Tageszeitungen zu stöbern, die leckere Quiche zu probieren oder mit anderen ins Gespräch zu kommen.

jufo16 in Presse und Netz

Wer das jugendFORUM verpasst hat, kann über ALEX TV einen Eindruck bekommen: die Volltreffer-Redaktion, jup! Berlin und die Junge Presse Berlin berichteten live für die Kameras. Das Radio Hörsturz produzierte eine Sendung auf dem juFO, die man hier nachhören kann. Eine Foto-Dokumentation findet ihr auf jup! und Facebook.

Außerdem hatten wir Besuch vom Tagesspiegel. Was der schreibt, findet ihr hier. Und zu guter letzt gab es auch kritische Stimmen. Was bleibt übrig vom #jufo, fragt dieser Artikel von „Was bildet ihr uns ein?!“ – Dialog oder Simulation? Das werden wir sehen, spätestens beim nächsten #jufo.