Der Himmel ist grau an diesem Sommertag, aber aus den Räumen des Pfefferwerk Haus 13 dringt ein freudiges, lautes Stimmengewirr: Am 30. Juni 2017 fand dort das 17. Berliner jugendFORUM unter dem Motto „Berlin: wir müssen reden – jetzt erst recht.“ statt. Mehr als 60 Initiativen, Projekte und Organisationen, mehr als 40 Politiker*innen und über 700 Besucher*innen konnte das partizipative Jugendpolitikfestival anlocken und sich damit im Vergleich zum Vorjahr stark vergrößern.

Am Nachmittag des Vortages sah es jedoch kaum da-nach aus, als ob das #jufo17 stattfinden würde. Der Aufbau auf dem Tempelhofer Feld musste wegen des Jahrhundertregens abgebrochen werden, um größere Materialschäden zu vermeiden. Das #jufo17 drohte aufgrund höherer Gewalt abgesagt zu werden. Mithilfe des großzügigen Angebotes des Pfefferwerks, welches spontan die eigenen Räumlichkeiten zur Ver-fügung stellte, konnte das Festival jedoch in der sprichwörtlich letzten Minute gerettet werden.

Über Nacht wurden die #jufo17- Community, Lehrer*innen, Part-ner*innen und Politiker*innen über die neue Location informiert. Gerade dank des Einsatzes der Community klappte der Umzug ins Pfefferwerk. Nur wenige Initiativen mussten aus logistischen Gründen absagen, so gab es über 40 Aktionsstände. Auch die Politik fand ihren Weg zu uns: Der Schirmherr des 17. Berliner jugendFORUMs Ralf Wieland, Präsident des Berliner Abgeordnetenhauses, und die Jugendsenatorin Sandra Scheeres zeigten sich im Bühnengespräch beeindruckt von dem Engagement der Jugendlichen.

DIALOG UND PARTIZIPATIONSFORMAT

Mit dem Politiker*innen- Speeddating des Landesschülerausschusses wurde ein neues kurzweiliges Dialogformat etabliert und auch die acht Diskussionsrunden erfreuten sich reger Beteiligung. Die jugendliche Community spielt nicht nur vor Ort eine tragende Rolle, sondern bildet das Rückgrat des Projektes Berliner jugendFORUM. Ohne das ehrenamtliche Engagement im Vorfeld, ohne die Beteiligung an den Stammtischen, bei dem die Diskussionsthemen bestimmt, die Aktionsstände geplant und die Moderator*innen geschult werden, würde das #jufo nicht den aktuellen Stellenwert genießen.

Eine besondere Partizipationsgeschichte hat June Tomiak: „Früher war ich Teilnehmerin, jetzt bin ich als Politikerin hier.“ Die 21-Jähri-ge sitzt seit 2016 für Bündnis 90 / Die Grünen im Abgeordnetenhaus; jetzt freut sie sich wieder beim #jufo dabei zu sein: „Es ist schön, wenn junge Menschen gute Ideen haben und sich für eine bessere Welt einsetzen wollen.“

Aus Anlass der Bundestagswahl 2017 gab es erstmals die Möglichkeit für bundesweite Teil-nehmer*innen, sich beim #jufo mit Jugendlichen aus Berlin zu vernetzen. Als Beispiel für viele ähnliche Rückmeldungen, freut sich Aimé-Jipsy Mikona aus Worms, dass „hier politisch sehr, sehr viel diskutiert wird. Das Programm ist einfach vielfältig“, erklärt er.

ACHT DISKUSSIONSRUNDEN

Die insgesamt acht Diskussionsrunden waren „altersgemäß“ mit Hashtags betitelt. Bei #BartBurka-Basta ging es um antimuslimischen Rassismus, das Ergebnis der spannenden Diskussion ist so einfach wie schwer zu erreichen: Es braucht mehr Aufklärung über den Islam als Religion in der Gesellschaft. #RightIsNotRight befasste sich mit dem starken Zulauf zu rechten und rechtspopulistischen Parteien und stieß auf großes Interesse.

Ohne Grenzkontrolle ins Ausland? Für das #EuropeKid ist das ganz normal. Aber wird es so bleiben? Hierzu gab es viel Diskussionsbedarf; aber bei Politiker*innen aller Parteien wie auch bei den Jugendlichen herrschte Einigkeit, für ein geeintes Europa einzustehen. Bei #RefInclude stand die Integration von Flüchtlingen im Vordergrund und bei #Bleibistan die Abschiebung von (unbegleiteten) minderjährigen Jugendlichen in Länder wie Afghanistan.

Die Zukunft der Berliner Fortbewegung liegt im ÖPNV und auf dem Fahrrad. Darüber waren sich bei #BusBahnBike alle Jugendlichen und Politiker*innen, außer von der FDP, einig. Bei #Democrazy vertraten alle den Standpunkt, die Mitsprache in der Schule in Zukunft zu erhöhen und lebensnaher zu gestalten. Auch dar-über, dass sexuelle Vielfalt in der Schule kein #Tabu@School sein sollte, gab es Einigkeit – nur die Änderung des Rahmenlehrplans müsse noch acht Jahre warten. Zumindest der Bundestag war schneller: Die Ehe für alle wurde noch am Tag des #jufo17 beschlossen, was zu spontanen Feiern bei einigen Initiativen führte.

Eingebettet in das vielfältige Bühnenprogramm, beendete die Hamburger Band Chefboss mit einem fulminanten Auftritt das #jufo17. Die Planungen für das #jufo18 laufen bereits – denn junge Berliner*inen haben eine Meinung und die muss weiterhin gehört werden.