„Mama, mag nicht den Brokkoli“
„Mensch die macht jetzt aber große Fortschritte“
„Mama, will nicht Brokkoli!“
„Sprachlich könnte sie schon noch ein bisschen mehr.“
„Mamaaaaaa“
„Jaja, man muss die auch mal quengeln lassen, die können ja nicht immer ihren Willen bekommen.“
“Mama, will nicht”
„Wie oft hab ich dir gesagt, dass du leise bist, wenn Erwachsene sich unterhalten. Wenn der Kuchen spricht, haben die Krümel Pause!“

„Solange du die Füße unter meinen Tisch stellst...“

…wird sich hier nichts ändern!
Es dreht und dreht sich im Kreis
auf immer gleichen Bahnen
die gleichen alten Antworten
auf 1000 neue Fragen
Wir sitzen alle um einen Tisch
Die großen Themen werden verhandelt
Und die Jugend darf zuhören und -sehen
wie ihr sie wie Kinder behandelt

Wir fordern, dass unsere Jugendclubs offen bleiben”
“Ach Mensch, das ist ja klasse, wie die jungen Menschen ihre Forderungen formulieren”
“Wir fordern eine Welt, in der es sich für uns noch lohnt zu leben”
“Na aber dann lassen die wieder ihren Müll bei den Demos liegen”
“Wir wollen Wohnraum, den wir uns leisten können.”
"Man muss die auch mal quengeln lassen, die können ja jetzt nicht alle eine Wohnung bekommen.
“Wir wollen…”
„Jaja, wir haben den Ruf der Jugend längst gehört, aber seid bloß leise, wenn Politiker*innen sich unterhalten.“
“Wir fordern”
„Wenn der Kuchen spricht haben die Krümel Pause!“
„Solange ihr eure Füße unter unsere Tische stellen müsst, solange ihr nicht wahlberechtigt seid, solange wir das politische Sagen haben…“

wird hier nichts gefordert.
Es dreht und dreht sich im Kreis
auf immer gleichen Bahnen
die gleichen alten Antworten
auf 1000 neue FragenIhr sprecht von Kompromissen
von Wirtschaftlichkeit und Paragrafen
Wir können sie schon mitsprechen
eure ausgelutschten Phrasen

Warte, bis du in mein Alter kommst.
Du weißt wohl alles besser
Als ich noch jung war, hatte ich auch noch Ideale.
Na, hör mal, wie redest du denn mit mir?
Nicht in dem Ton.

Sie haben das zu oft gehört
Und viel zu oft geschwiegen
Sie haben euch lieber nicht gestört
Doch jetzt die Verzweiflung ist gestiegen

Und wir, wir stehen dazwischen.
Wir gehören zu der Generation, knapp nach der Wende geboren, der man erzählt hat, dass jetzt alles besser ist. Man erzählte uns, dass wir jetzt Frieden haben, dass es Nazis nur noch in unseren Geschichtsbüchern gibt.
Man erzählte uns, dass wir uns über die Politik keine Sorgen machen müssen. Ja, Politik dafür kann man sich schon interessieren, aber man kann auch Musik machen oder Sudokus lösen in seiner Freizeit. Kunst muss auch nicht politisch sein, allgemein niemand muss politisch sein, dem das zu anstrengend ist.
Und zeitgleich gehören wir aber auch nicht zu den 40% 60+Wähler*innen und fühlen uns bei Wahlergebnissen oft nicht abgebildet. Und dann wird uns gesagt, dass man die Menschen mitnehmen muss.

Nachhaltige Fleischproduktion
„Ja ist schon wichtig, aber man muss die Menschen mitnehmen.“
Tempolimit
„Gar keine Frage, aber da muss man die Menschen mitnehmen.“
Windkraftanlagen
„Vergiss nicht die Menschen mitzunehmen.“
Gendern
„Also jetzt wird wirklich albern, willst du mir gerade wirklich sagen, dass meine Sprache die Menschen nicht mitnimmt.“

Ja, wer sind denn diese Menschen?
Wahrscheinlich nicht wir und schon gar nicht die Jugend, weil die meisten von denen nicht mal wählen dürfen. Warum also Politik für die machen?
Stattdessen macht ihr lieber Politik für die Menschen, die uns erzählen, mit wie wenig Materiellem sie aufgewachsen sind und glücklich waren und heute 3 Fernseher, 3 volle Kühlschränke und einen SUV besitzen und auf nichts davon mehr verzichten können.

Verzichten, wo kommen wir denn dahin!
Eure Großeltern, die sind schließlich noch im Krieg groß geworden wir mussten auch noch auf so viel verzichten, hier wird nicht mehr verzichtet!
Und jetzt esst euren scheiß Brokkoli, denn solange eure Füße und unseren Tischen stehen, entscheiden wir, welche Suppe ausgelöffelt wird!

Man hat es gut mit uns gemeint. Wir Kinder sollten es besser haben und dafür sollten wir dankbar sein. Deshalb haben wir wahrscheinlich sehr viel später als die jungen Menschen, die noch sprechen werden verstanden, dass unsere Gesellschaft Probleme hat, die dringend angegangen werden müssen.

Wir möchten uns heute Schulter an Schulter zu den jungen Menschen stellen, die so viel mehr schon begriffen haben, als wir in ihrem Alter. Und es wird Zeit, dass wir alle Schulter an Schulter mit ihnen stehen und dass wir anfangen diese jungen Menschen mitzunehmen und nicht darauf warten, dass sie alt genug sind, um das umgekehrt zu leisten.

Wofür gabt ihr ihnen Bildung
Wenn nicht um zu verstehen?
Wofür soziale Medien und Smartphones
wenn nicht um hinzusehen?
Und jetzt sehen sie was, was ihr nicht seht:
Krieg, Klimawandel, Pandemie.
Und sie verstehen etwas, was ihr nicht versteht:
Rassismus, Sexismus und Homophobie.
Und der Grunewald brennt,
doch ihr seht den Wald vor lauter Bäumen nicht!
Der Grunewald brennt
und wir sehen die Welt vor lauter Bränden nicht!!

Trotzdem redet ihr über die Jugend, als wären sie Kinder, die keinen Brokkoli essen
Und ein bisschen was ist dran.
**Denn glaubt bloß nicht, dass sie euch weiterhin halbgare Versprechen aus den Händen fressen
Also fangt besser nicht damit an.
Das sind junge Menschen mit Bildung und Haltung,
mit Werten und Verstand.

Und im Gegensatz zu uns
haben sie in jungen Jahren schon erkannt,
dass man unbequem sein muss.
Denn wohin hat uns Bequemlichkeit gebracht?
Und wie ein Musterbeispiel von Demokratie
haben sie auf sich aufmerksam gemacht.
“Alle Macht dem Volke”
ist der größte gesellschaftliche Wert?
Doch euer Widerwillen spricht Bände.
Ist es euch damit noch ernst?

Denn solange ihr die Macht habt
wird gelächelt und geschwiegen.
Und was ihr hinterlasst
sind ungelöste Krisen.

Und die Welt dreht und dreht sich im Kreis,
auf den immer gleichen Bahnen.
Nur der Jugend fehlt die Zeit
und eure Antworten auf ihre Fragen.
Und eigentlich müsst ihr nur zu hören,
den die Jugend hat sie längst gegeben.

Wir sind längst bereit zu verzichten
auf Konsum und Privilegien.

Liebe junge Menschen,
wir müssen uns bedanken.
Denn erst euer Aufschrei
brachte die Bequemlichkeit ins Wanken.
Deshalb seid weiter laut und seid politisch,
seid ehrlich und unbequem.
Rebelliert in Aktivismus,
aber vergesst nicht, auf auch zu sehen
Steht zusammen und sorgt füreinander
solange es die Politik nicht für euch tut.
Ihr seid weder naiv, noch seid ihr Kinder.
Eure Absichten sind wichtig und gut.
Und liebe nicht ganz so jungen Menschen,
bitte fangt an UNS mitzunehmen,
denn die Absichten können noch so gut sein,
wenn wir allein damit stehen.

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