“Das Internet ist für uns alle Neuland”: mit dem bekannten Merkel-Zitat begann die Diskussionsrunde zu Digitalisierung. Zunächst stand die Frage im Raum, was es für junge Menschen bedeutet, kein Smartphone zu haben und nicht an Social Media teilzunehmen. Die Gefahr einer Spaltung der Gesellschaft in technikfreudige und - skeptische Gruppen wurde allgemein anerkannt. Jedoch sei dies kein spezifisches Problem der Digitalisierung, sondern gelte für allen sozialen Umgang, so Dirk Stettner von der CDU.
Um dieser Gefahr entgegenzuwirken und sozial schwächeren Familien die gleichen Bildungschancen zu ermöglichen, fordern verschiedene Parteien wie Die Linke und die FDP die Ausstattung des Unterrichts mit mobilen Endgeräten. Laut Tobias Schulze (Die Linke) unterscheiden sich die Vorstellungen der Parteien nur in der genauen Ausgestaltung, je nachdem ob allen Schüler*innen die gleichen Geräte zur Verfügung gestellt werden sollen, eigene Geräte genutzt werden können und wie diese versichert seien. Das geplante 5 Milliarden Digitalpaket der Regierungsparteien ermögliche den Ländern nur eine Bezuschussung von WLAN-Ausbau, aber nicht den Kauf von Endgeräten. Mit Verweis auf das Projekt „One Laptop Per Child“ wurde der Nutzen dieser Maßnahmen infrage gestellt, da Geld oft eher bei Lehrkräften und anderer Ausstattung benötigt werde. Diese Kritik wurde durch das Beispiel einer Berliner Schule bekräftigt, an der der Elternrat entscheiden musste, ob Geld für die Ausstattung mit WLAN oder die Renovierung der Schultoiletten ausgegeben werden sollte.
Neben der Gerätanschaffung war der selbstbestimmte Umgang mit digitalen Medien ein wichtiger Diskussionspunkt. Nach allgemeinem Konsens spielt dabei die Prägung durch das Elternhaus eine entscheidende Rolle. Auch die Einführung eines Unterrichtsfachs Informatik und Medienkompetenz wurde besprochen. Dabei war schnell klar, dass in den verschiedenen Bundesländern sehr unterschiedliche Voraussetzungen von Informatik als Wahlfach bis hin zu einem durchgehenden Informatikunterricht ab der dritten Klasse bestehen. Die Frage vonseiten der Linken, ob es überhaupt sinnvoll sei, Kindern schon sehr früh Zugang digitalen Welt zu geben, wurde im Raum stehen gelassen. Verbindliche Rahmenbedingungen für die Einbindung von digitaler Technik im Unterricht sind jedoch weiterhin nicht vorhanden.
Im kleineren Kreis von 15 Personen konnten auch persönliche Erfahrungen im Umgang mit Digitalisierung geteilt werden. Am Fall einer schulweiten Beichtseite zum Anschwärzen von Lehrerinnen und Lehrern berichtete eine Schülerin von der Unsicherheit mit den rechtlichen Konsequenzen beim unreflektierten Umgang mit digitalen Medien. Zum Abschluss der Diskussionsrunde wurde von allen Seiten bestätigt, wie wichtig der Dialog zwischen Jugend und Politik zu diesem Thema ist.

Moderation & Text

Pauline Port & Hannes Vogel

Gäste

  • Yannick Haan (SPD, Mitglied der medien- und netzpolitischen Kommission beim SPD-Parteivorstand)
  • Dirk Stettner (CDU, MdA)
  • Dr. Jens Brandenburg (FDP, MdB)
  • Tobias Schulze (Die LINKE, MdA)

Beteiligte Initiativen

Fotos

Credit: Jonas Walzberg



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